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Koliro-Buchhändler

Gespräch mit Kurt Idrizovic, Buchhandlung am Obstmarkt, Augsburg

Früher waren Buchläden das, was Start-ups heute sind: leidenschaftliche Unternehmungen mit großem Risiko. Kurt Idrizovic ist seit 35 Jahren Inhaber eines solchen Buchladens in Augsburg, mit einem besonderem Profil für anspruchsvolle, schön gestaltete Bücher. Schuld daran ist sind seine Mutter und die Büchergilde Gutenberg.

In den Fünfzigerjahren in Augsburg aufgewachsen, gab es für Kurt Idrizovic nicht viele Ablenkungen. So waren die regelmäßig gelieferten Bücher, die seine Mutter erhielt, seine Abenteuerspielplätze: Jules Verne und Jack London, aber auch Oskar Maria Graf oder die Klassiker der Weltliteratur, die die Büchergilde damals als schön illustriertes Buch anbot.

Bis heute sind die illustrierten Bücher auch ein Schwerpunkt in der Buchhandlung von Kurt Idrizovic, die er natürlich als Büchergilde-Buchhändler führt. Weitere Lieblinge in seinem Geschäft im Zentrum zwischen Rathausplatz und Dom sind Lyrikbände und Klassiker, und in Augsburg nicht zu vergessen, Bertolt Brecht.

Kurt Idrizovic

Koliro: Herr Idrizovic, was bekommt ein/e Besucher/in Ihrem Buchladen?

IDRIZOVIC: Ich hoffe natürlich, erst einmal ein gutes Gefühl. Das Prinzip des/r Vertrauensmannes/frau der Büchergilde ist ein Grundprinzip. Was die Inhalte anbelangt: Es geht mir immer um das anspruchsvolle (,) schöne Buch und um internationale Belletristik. Und natürlich um alles, was das literarische Geschehen abbildet, vom Buchpreis bis zum Literaturnobelpreis. Natürlich bekommen Kunden auch Informationen über alles, was sich in Augsburg literarisch abspielt.

KOLIRO: Wer sind die Leute, die in Ihren Laden kommen?

IDRIZOVIC: Es sind Menschen, die im weitesten Sinn Interesse am Buch und an der Kommunikation darüber haben. Durch alle Generationen hindurch. Oft sind es Vielleser, die auch am kulturellen Leben der Stadt Augsburg teilnehmen.

KOLIRO: Sie gestalten dieses ja auch mit.

IDRIZOVIC: Ja, es gibt natürlich verschiedenste Veranstaltungen, die wir anbieten. Wir arbeiten eng mit der Stadtbücherei Augsburg zusammen. Mir ist es ein Anliegen, dass Büchereien und das literarische Leben sich miteinander vernetzen. Dazu wurde der Verein „Freunde der Stadtbücherei“ gegründet, der sich für Verbesserungen einsetzt und sich einbringt, um z. B. bessere Öffnungszeiten, Aufenthaltsqualität u.a.m. zu erreichen.

Das kulturelle und soziale Leben soll dadurch lebendig bleiben, dabei haben auch die Stadtteilbüchereien einen wichtigen Anteil. Ich bin ja selbst in der Vorstadt aufgewachsen und weiß, wie wertvoll das sein kann.

KOLIRO: Für Sie hat das Buch immer eine besondere Rolle gespielt, nicht?

IDRIZOVIC: Ja, ich wollte immer Buchhändler werden. Als Arbeiterkind – mein Vater war Immigrant aus Montenegro, meine Mutter Augsburgerin aus der Vorstadt – hat das Lesen mir Möglichkeiten gegeben, die Welt zu entdecken. Ich habe alles gelesen, was ich in die Finger bekommen habe. Wie viele andere habe ich damals die Pflichtschule absolviert und bin dann erst über den zweiten Bildungsweg an die Universität gekommen. Dann habe ich Literatur- und Kommunikationswissenschaften und (...) studiert und nebenbei als Journalist gearbeitet. Aber als die Büchergilde 1984 in Augsburg einen neuen Geschäftsstellenleiter gesucht hat, habe ich das Studium abgebrochen und sofort zugegriffen.

KOLIRO: Und haben seitdem den Buchladen?

IDRIZOVIC: Ja, seit 1984, eine Buchhandlung mit Büchergilde.

KOLIRO: Was oder wen lesen Sie denn selbst besonders gerne?

IDRIZOVIC: Die Klassiker – bei mir Bert Brecht, Max Frisch, Enzensberger. Und natürlich moderne Literatur. Alles, was neu kommt, interessiert mich sehr. Ich freue mich übers Wiederlesen von Peter Handke oder das Neuentdecken der Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Da bin ich ganz offen. Ich freue mich auf jedes neue Buch.

 

Büchertipp von Kurt Idrizovic:

Matthias Brandt: „Blackbird“

Matthias Brandt: Blackbird

Mit zwei Flaschen Amselfelder auf dem 10-Meter-Brett. Als der 15-jährige Morten Schumacher, genannt Motte, einen Anruf bekommt, ist in seinem Leben nichts mehr, wie es einmal war. Sein bester Freund Bogi ist plötzlich sehr krank. Aber das ist nur eine der herzzerreißenden Explosionen dieses Jahres, die in Matthias Brandts Roman »Blackbird« Mottes Leben komplett auf den Kopf stellen. Die Figuren dieses Ausnahmeromans wird man nicht mehr vergessen, die Schornsteinfegerin Steffi, Elvis, den lebensklugen Bademeister mit den langen Koteletten, Neandertal-Klaus, und selbst den lustbetonten Sozialkundelehrer Meinhardt.

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